Timo Meusel
Qualitästsmanager
3. Dan Taekwondo / 6. Kup Hapkido
Baumberger Taekwondofreunde e.V. Coesfeld/ Nottuln
„Schwimmen lernen kann man nur im Wasser“.
Diesen Lehrsatz kenne ich noch aus meiner Jugend. Er bedeutet so viel wie „außerhalb des Schwimmbeckens und nur mit Theorie wird man niemals lernen, sich über Wasser zu halten und sich effektiv durch Schwimmbewegungen fort zu bewegen.“ Diese Aussage kann ich nur bestätigen und finde stets Parallelen zur Kampfkunst. Was aber hat Kampfkunst mit Schwimmen zu tun?
Jemand, der – aus welchem Grund auch immer – in einen See fällt, in ein tiefes Wasser, dem bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder, er schafft es, sich durch Schwimmbewegungen über Wasser zu halten, oder er ertrinkt. Ganz klar im Vorteil ist derjenige, der Schwimmtechniken erlernt hat. Je öfter er schon geschwommen ist, desto größer ist die Chance, aus dieser Situation lebendig heraus zu kommen. Wenn das Gewässer dann besonders kalt oder sehr unruhig ist, wenn es Strömungen gibt, dann wird eine gute Schwimmroutine auf einmal besonders von Vorteil. Dabei ist es wirklich unwichtig, wie viele verschiedene Schwimmtechniken man kennt oder wie viele Abzeichen auf der Badehose zu sehen sind. Eher entscheidend ist, dass man seine erlernte, für sich passende Schwimmtechnik ohne nachzudenken beherrscht, man körperlich in einer guten Verfassung und geistig so gefestigt ist, nicht in Panik zu geraten um sich fokussieren zu können. Dann hat man gute Chancen, das rettende Ufer zu erreichen. Jemand, der – aus welchem Grund auch immer – in eine nicht zu vermeidende körperliche Auseinandersetzung gerät, dem bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder, er schafft es, sich durch eine effektive Abwehr zu verteidigen, oder er erleidet Verletzungen, wird beraubt, oder Schlimmeres. Ganz klar im Vorteil ist derjenige, der Verteidigungstechniken erlernt hat. Je öfter er diese praktisch trainiert, desto größer ist die Chance, aus dieser Situation unbeschadet heraus zu kommen. Wenn der Angreifer besonders stark und aggressiv ist, oder es vielleicht zwei Angreifer sind, wird eine praktische Routine im sogenannten Hosinsul auf einmal besonders von Vorteil. Dabei ist es wirklich unwichtig, wie viele Techniken man kennt oder welche Graduierungen und Titel erreicht worden sind. Eher entscheidend ist, dass man seine erlernten, für sich passenden Techniken ohne nachzudenken beherrscht, man körperlich in einer guten Verfassung und geistig so gefestigt ist, nicht in Panik zu geraten und sich fokussieren zu können. Dann hat man gute Chancen, sich in einer solchen Situation verteidigen zu können. Wie beim Schwimmen ist es wichtig, Techniken zu erlernen und immer wieder zu üben. Perfektion muss der Weg sein, den der Kampfkünstler ein Leben lang verfolgt, ohne das Ziel jemals zu erreichen. Durch Grundschule (Gibon Yeonseup), Formen (Poomsae, Hyong) und Ein- oder Mehrschrittkampf (Ilbo Taeryon, Ibo Taeryon,…) ist das ein lebenslanger Bestandteil des Kampfkunsttrainings. Wie schon beschrieben, muss auch der Kampfkünstler „ins Wasser gehen“, das heißt, er muss lernen, die Techniken in Stress-Situationen intuitiv und kontrolliert anzuwenden. Neben dem Sparring in verschiedenen Wettkampfformen sollte auch das Hosinsul-Training mit einer gewissen realistischen Kulisse durchgeführt werden. Dabei kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden. Künstlich Stress durch Zeitdruck und eine laute Geräuschkulisse aufbauen, Training in „Straßen-Klamotten“ sind geeignete Möglichkeiten.
Mindestens genauso wichtig ist aber das Training des Geistes, denn nur derjenige, der Ruhe und Übersicht behalten kann, der eine bedrohliche Situation annehmen kann, der kann auch „auf stürmischer See“ bestehen. Atem- und Fokustraining muss daher ein Bestandteil eines jeden guten Trainings sein.
Timo Meusel