Wenn jemand gelobt wird, etwas gern hört oder eine wohltuende Bestätigung erhält, sagt man: Das geht runter wie Öl. Das bedeutet, dass das Lob oder die positive Rückmeldung angenehm ist und leicht akzeptiert wird.
Neulich war ich mit meinem Kollegen in der Kantine zum Mittagessen. Es gab Kartoffeln und Quark mit Leinöl. Endlich wieder einmal ein gesundes Essen mit Eiweiß und gesunden Fetten, freute ich mich. An der Essensausgabe sah ich dem Koch zu, wie er Kartoffeln und Quark auf dem Teller anrichtete und dann mit einer flinken Handbewegung etwas Petersilie darüber streute. Das Auge isst bekanntlich mit. Am Ende griff er zu einer Flasche mit Leinöl, die auf einem Küchengerät neben ihm stand. Er deutete mir, ich solle mich mit dem Öl bedienen. Ich fasste zu und hielt inne. Die Glasflasche mit dem Leinöl war warm, ja fast schon heiß. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie lange stand das empfindliche Öl schon da? Dankend lehnte ich ab, nahm meinen Teller und setzte mich enttäuscht zu meinen Kollegen an den Tisch.
Ich wollte ihm sogleich von diesem Vorfall berichten, als ich bemerkte, dass er sich doch tatsächlich eine Currywurst mit Pommes geholt hatte. Transfette, schoss es mir durch den Kopf. Denk dir nichts, ermahnte ich mich. Es ist seine Entscheidung. Als ich ihm meine Geschichte erzählte, nickte er mir fleißig zu. Genüsslich schob er sich ein Stück von der Wurst in den Mund und fing an, mir von einem seiner Erlebnisse zu berichten.
Sein Sohn wollte sich am Abend ein Schnitzel braten und hatte irgendeine in der Küche rumstehende Ölflasche gegriffen. Mein Kollege spießte sich eine Pommes auf die Gabel und fuhr fort: „Es war eine Flasche Leinöl, die er erwischt hat. Weißt Du, wir haben so was auch zu Hause.“ Ich sagte: „Wie, er wollte sich ein Schnitzel mit Leinöl braten?“ „Genau!“: murmelte mein Kollege. Das hätte ihn auch gewundert: „Das schmeckt doch gar nicht!“ Er hatte auch gleich seinen Sohn gestoppt und ihm ein anderes Öl gegeben. Nun tunkte er eine weitere Pommes in den Ketchup. Ich sah ihm zu und dachte: Achtung, Zucker!
Jetzt wurde mein Kollege zum Fachmann. Er erzählte mir, wie wertvoll doch eigentlich Leinöl sei: „Leinöl hat einen niedrigen Rauchpunkt. Der Rauchpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei der eine sichtbare Rauchentwicklung beginnt.“ Damit kenne er sich aus. Er wäre schließlich in seiner Jugend bei der Feuerwehr gewesen. Er schmunzelte in sich hinein. Ich fragte lieber nicht nach. „Wenn Leinöl über diesen Punkt erhitzt wird, können sich schädliche Stoffe bilden und es schmeckt ranzig.“ „Genau“, kommentierte ich und ergänzte auch gleich: „Für das Braten sind andere Öle mit höherem Rauchpunkt, wie zum Beispiel Olivenöl, Rapsöl oder Sonnenblumenöl besser geeignet. Sie sind stabiler und beim Erhitzen können sich keine schädlichen Verbindungen bilden. Kaltgepresstes Leinöl sollte lieber kalt verwendet werden.“
Leinöl sollte nicht erhitzt werden, da es aus Alpha-Linolensäure besteht. Das ist eine essentielle Omega-3-Fettsäure, die zu den ungesättigten Fettsäuren gehört und äußerst empfindlich ist. Ich benutze Leinöl für Salate, Dips, gebe es zu Quark oder bereits gekochtem Gemüse hinzu. Sein nussiger Geschmack gibt dem Essen eine besondere Note. Zum Frittieren oder Braten ist dieses Pflanzenöl nicht geeignet.
Da Leinöl gegenüber Hitze, Licht und Sauerstoff empfindlich ist, beschränkt sich die Haltbarkeit auf ca. 3 Monate. Darum lagere ich es im Kühlschrank, um möglichst lange etwas von den gesundheitsfördernden Wirkstoffen zu haben. Nicht umsonst sagt man: „Leinöl, das flüssige Gold der Natur, nährt Körper und Seele“. Es kann sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken, den Cholesterinspiegel senken und Entzündungen reduzieren. Leinöl enthält verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. All diese wertvollen Inhaltsstoffe würden bei hohen Temperaturen verloren gehen.
Kürzlich war ich in einem Geschäft und durchstöberte das Angebot verschiedener Öle. Hersteller, Haltbarkeitsdatum, Herkunftsland und Verwendungszweck erschweren dadurch die Auswahl und die Vielfalt des Ölsortiments kann überwältigend sein. Der persönliche Geschmack und der Verwendungszweck bestimmen die Wahl des richtigen Öls. Entscheidend ist die Qualität. Kaltgepresste Öle sind oft hochwertiger, da sie schonender hergestellt werden und mehr Nährstoffe enthalten. Bio- und zertifizierte Produkte garantieren, dass das Öl frei von schädlichen Zusatzstoffen ist. Außerdem sind Angaben wie Herkunft aus EU-Anbau, aus Nicht-EU-Anbau oder die direkte Nennung des Landes wichtig. Dies schafft Klarheit beim Verbraucher. Manche Öle schmecken kräftig, andere neutral. Nicht immer passt es zu jedem Gericht oder verleiht dem Essen eine besondere Note: Denken Sie an Nuss- oder Trüffelöl. Qualitätsöle können teuer sein. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Qualität und Preis zu finden. Arganöl zum Beispiel ist das teuerste Speiseöl. Der Preis für einen Liter dieses exklusiven und seltenen Öls liegt bei etwa 100 Euro. Die Argannüsse wachsen ausschließlich im marokkanischen Hochland und werden von Hand geerntet, aufgeschlagen und gepresst.
Jede Region und jedes Land sind durch eigene kulinarische Traditionen und Vorlieben geprägt. Dies spiegelt sich in der Verwendung verschiedener Öle wider: Olivenöl beispielsweise in der mediterranen Küche, Sesamöl in der arabischen oder asiatischen Küche. Kulturelle Trends und Innovationen sorgen dafür, dass neue Ölsorten wie Avocadoöl, Traubenkernöl oder Hanföl auf den Markt kommen und immer populärer werden. Diese Trends werden oft von Köchen, Ernährungswissenschaftlern und Lebensmittelherstellern vorangetrieben.
Was empfiehlt mein Kollege jetzt zum Braten des Schnitzels? „Nun ja, wir nehmen für Schnitzel normalerweise geschmacksfreies Sonnenblumenöl oder einfach Butterschmalz. Wenn wir aber asiatisches Schnitzel zubereiten, verwenden wir Kokosöl.“ Ich schaue ihn fragend an: „Asiatisches Schnitzel, was ist das denn?“ „Eine Variante mit exotischen Aromen und Gewürzen. Aber das erzähle ich Dir nächstes Mal.“, erklärt er und stand auf, da er sein Mittagessen beendet hatte und leider zu einem Termin musste. Sein Teller war inzwischen leer geputzt.
Eigentlich ist er nett, mein Kollege und ich gönne ihm die eine Currywurst. Das geht schon mal, dachte ich, und betrachtete meinen blassen Quark auf dem Teller. Was der mir alles erzählt hatte. Das ganze Wissen war beachtenswert. Das Gespräch ging bei mir runter wie Öl!