Timo Meusel
Qualitästsmanager
2. Dan Taekwondo / 6. Kup Hapkido
Baumberger Taekwondofreunde e.V. Coesfeld/ Nottuln
Vor dem Training, vor und nach jeder Übung, vor und nach jeder Form nehmen wir Junbi-Sogi ein und demonstrieren damit: „Ich bin bereit! Die Übung kann beginnen.“ Oder wir zeigen damit: „Ich habe die Übung beendet und bin bereit für eine neue Übung!“.
Damit ist dieses Ritual viel mehr als nur eine von vielen Stellungen im Taekwondo oder Hapkido. Sie ist in sich eine wesentliche Übung. Denn indem wir die Stellung einnehmen, dabei tief ein- und wieder ausatmen und innerlich ruhig werden, leeren wir unseren Geist von allen Dingen, die uns ablenken. Wir fokussieren uns auf die nächste Technik, die nächste Abwehr eines Angriffs, die nächste Form. Genauso schließen wir mit Junbi-Sogi eine Technik, eine Form, eine Aufgabe komplett ab und sind bereit für das Kommende. Es ist wichtig, das auch genauso zu trainieren, denn nur so können wir die wahre Bedeutung erkennen und Nutzen daraus ziehen. Denn was wäre, wenn wir alle Übungen ohne dieses Ritual vollziehen würden?
Die Übungen würden mit weniger Fokus und Konzentration durchgeführt, denn es findet kein „inne halten“ statt. Letztlich wäre das Ende der Übung ebenfalls ohne Pause ein Übergang zur nächsten Aufgabe. Das Bewusstsein um den Erfolg der durchgeführten Übung wäre geringer bis gar nicht vorhanden. Aus dieser Stellung, diesem Ritual, dieser Technik können wir sehr viel in unseren Alltag übertragen. Wann gehen wir in unserem Alltag in Junbi-Sogi? Wann atmen wir einmal tief ein und wieder aus und konzentrieren uns nur auf das, was getan werden muss? Wann tun wir das gleiche nach einer Aufgabe, einem Ereignis, Wum unseren Geist wieder zu beruhigen, zu leeren und uns auf das Kommende vorzubereiten? In der heutigen, oftmals sehr schnelllebigen Zeit wahrscheinlich nur äußerst selten. Aber, ist es nicht so, wie im Training? Würde es nicht guttun, zwischendurch diese Übung auch im Alltag absolvieren zu können?
Ich möchte ein Beispiel für den Alltag aufzeigen: Ein stressiger Tag im Außendienst. Schon morgens früh geht es mit dem Dienstwagen auf die Autobahn zum ersten Kunden, danach steht ein wichtiges Meeting an, einige Telefonkontakte, ein wichtiger Bericht, der heute noch raus muss. Und der Tag hat nur so wenig Stunden. Alle Termine sind wichtig und benötigen unsere volle Aufmerksamkeit, letztlich das Autofahren an sich im Besonderen. Eine Möglichkeit ist es, durch den Tag „zu rasen“, um vermeintlich Zeit zu sparen, und alle Termine wahrzunehmen. Oder ich nutze das Prinzip des „Junbi“. Ich halte kurz inne und atme tief ein und aus, bevor ich das Haus verlasse. Ich konzentriere mich auf die erste Autofahrt. Wenn ich beim Kunden angekommen bin, mache ich das Gleiche. „Ich bin gut angekommen. Danke. Und jetzt konzentriere ich mich auf das Gespräch mit dem Kunden.“ Nicht auf das Meeting danach, nicht auf die ganzen Aufgaben, die anstehen. Das ist eh nicht zu ändern. Aber ich kann meine ganze Energie auf meine nächste Aufgabe richten. Und ich kann die Aufgabe danach innerlich abschließen.
Welcher Tag wird erfolgreicher sein? Welcher Tag wird erfüllender sein? Welcher Tag wird bei gleicher Belastung entspannter sein?
Wenn man es schafft, sich immer wieder geistig in Junbi-Sogi zu bringen, so schafft man es, seine Aufmerksamkeit auf den jetzigen Moment zu lenken, seine gesamte Energie auf die anstehende Aufgabe zu lenken und eine Aufgabe bewusst abzuschließen, damit eine neue beginnen kann.
Übt Junbi-Sogi mit dieser Intention und pflegt es in euren Alltag ein, dann wird es zu einer wichtigen Säule für Achtsamkeit und Konzentration. Ihr
Timo Meusel