Der unsterbliche Han Xiangzi findet
die Jadeflöte im Sturm der Gefühle
Das Oberste kommt vom Untersten und das Unterste kommt vom Obersten“; Diese Erkenntnisse könnten auch aus den uralten Smaragdtafeln des griechischen Hermes Trismegistos stammen, welcher auch mit dem ägyptischen Mondgott Toth gleichgesetzt werden kann. Als Mondgott war dieser gleichzeitig Gott der Zeit und der Zeitabschnitte, welche sich nach dem Mondwandel richteten. In China war es vor einigen Jahrtausenden der legendäre Urkaiser FuXi, welcher das IGING nach dem Mondwandel mit seinen acht Urzeichen entwickelte. Han Xiangzi war einer der acht sogenannten Unsterblichen, welcher das fünfte Urzeichen repräsentiert. Dieses Urbild steht für den eindringenden Wind aber auch in den fünf Wandlungsphasen für das alte Holz, die ausdehnende Wurzel.
Im Trigramm von SUN sehen wir zwei Yanglinien oberhalb, die man als Hochdruckgebiet und eine Jinlinie unterhalb, die man als Tiefdruckgebiet bezeichnen könnte. Da unser Universum weder das Eine noch das Andere bevorzugt, versucht es einen Ausgleich zwischen Hochdruck- und Tiefdruckgebiet zu schaffen, wobei Wind entsteht! Betrachten wir die Formen des IGING eins bis vier, so hatten wir durch unseren Anfangsgedanken in der ersten Form des Himmels, welcher über die zweite Form des Sees kommuniziert und in der dritten Form des Feuers, die Begeisterung fand, bis zum Handeln in der vierten Form nacheinander ein sich aufbauendes und expandierendes Hochdruckgebiet erschaffen! Alle bisherigen vier Formen hatten aufstrebenden Charakter. Das fünfte IGING Bild SUN der Wind, liegt dem IGING Bild des Donners, in einer Kreisanordnung der acht Urzeichen nach dem „alten Himmel“ des chinesischen Urkaisers FuXi, direkt gegenüber und zeigt erste Verwirbelungen, die sich ausweiten und einen Ausgleich schaffen wollen. SUN steht jedoch gleichzeitig auch für das „alte Holz“ und meint damit, die ins Erdreich eindringende Wurzel, die alle Dinge und Wesen zusammen hält. Ohne unsere Eltern und deren Eltern gäbe es uns heute nicht! Ohne Wurzeln könnten Pflanzen sich nicht am Boden einhalten und an Stelle fruchtbarer Erde gäbe es nur Wüste und Sand! Fällt man einen alten Baum, wachsen schon bald aus dem noch verwurzelten Stumpf neue kräftige Triebe, welche das Erbgut der Wurzel in sich tragen! Wachsen diese zu einem neuen Baum heran, kann dieser erneut sein Erbgut durch Ausbildung von Samen weitergeben. Manchmal trägt dann der Wind dieses Gen-Potential an neue Orte, so dass aus Keimen wieder neue Wurzeln und neues Leben entstehen kann. Das entschlossene Handeln des Donners (das junge Holz), läßt mit SUN die Energien mit Hochdruck in die Materie eindringen und materialisieren. Diese eindringende Power führt zur Mehrung!
Han Xiangzi war ein begabter Musiker und komponierte bereits im Alter von acht Jahren schöne Melodien für seine Bambusflöte. Mit sechzehn Jahren soll er die zweithöchste Stufe der kaiserlichen Prüfungen bestanden haben. Da seine Eltern schon früh gestorben waren, lebte er bei seinem Onkel Han Yu, der ein angesehener Gelehrter der Tang Dynastie gewesen sein soll. Leider verlor dieser durch einen unverzeihlichen Fehler am Kaiserhof seine Rechte und wurde in die Verbannung geschickt. Han Xiangzi, der in seines Onkels Herrenhaus allein zurück blieb, fragte sich oft, warum das weltliche Leben so unsicher und menschliche Gefühle so wechselhaft sein müssen. Er meditierte über das Oberste und das Unterste und trank guten Tee mit Gleichgesinnten und talentierten Freunden. Eines Tages traf er an einem Fluss einen alten Meister der Flöte und begann mit ihm zu konkurrieren. Sie spielten um die göttliche Jadeflöte, welche die Mondgöttin Chang E, einst in die Fluten warf, bis ein Würdiger die Melodie des Himmels auf ihr spielen sollte. Da keiner von Beiden mit den einstudierten Melodien die göttliche Flöte zum Erscheinen bringen konnte, trennten sie sich wieder. Auf der Suche nach einem guten Meister ging Han Xiangzi auf Reisen, bis er einst den wunderbaren Klang einer Melodie vernahm, welches ein hübsches Mädchen, in das er sich bald unsterblich verliebte, ertönen lies. Als er jedoch erfahren musste, das sie bereits vergeben war und seine Liebe von ihr nicht erwidert werden konnte, wurde Han Xiangzi sehr traurig. Er kehrte wieder an seinen Fluss zurück und spielte eine Melodie auf der Flöte, welche all seine Hoffnungen, seine Gefühle und seine Trauer auf eine zuvor nicht dagewesene Weise zum Ausdruck brachte. Plötzlich tauchte aus der Tiefe des Flusses die göttliche Jadeflöte auf und Han Xiangzi ergriff sie, um auf ihr zu spielen. In diesem Moment war er von allen weltlichen Sorgen befreit und wurde einer der acht Unsterblichen! Han Xiangzi gilt heute in China als der Patron der Musiker!
Eindringende Verbindung (Taekwondo / Hapkido)In den koreanischen Kampfkünsten reichen wir manchmal unserem Gegenüber die eigene Hand zum Angriff an. Ergreift der Andere diese, entsteht dadurch eine Verbindung, welche weiterführende Aktionen erst ermöglichen. Im Regelfall lässt der Verteidiger dann seine Lebenskraft aus der Körpermitte nach unten in seine Hand fließen, um sogleich nach einer Kreisbewegung den weiteren Verlauf dieser Verbindung zu bestimmen. Wer lenkt, der führt, so ist das beim Autofahren, in der Politik und natürlich auch bei einem Zweikampf! Ein Herrscher benötigt ein Volk, ein Kapitän benötigt ein Schiff und ein Geist benötigt einen Körper, um ein Ziel erreichen zu können! In der Taeguk Oh-Jang, 5. Taekwondo Poomsae Form) befindet sich eine unterbrochene materielle Linie, einem Bruchtestbrett gleich auf der untersten Etage des Trigramms, aus dessen Mitte der Formenlaufende startet. Interessanterweise wird das Bruchtestmaterial auf der ersten Linie nicht sofort zerschlagen, sondern vielmehr für den späteren Bruchtest durch das Fixieren des Bruchtestmaterials vorbereitet. Zu Beginn der Form wird dem Angreifer das Handgelenk zum Ergreifen angeboten. Sofern es erfasst wird, befreien wir unser Handgelenk und schlagen über eine Kreisbahn von oben, wie mit einem Hammer mit dem Faustboden auf den Kopf des Angreifers, so als ob wir einen Pfahl in den Boden treiben wollten. Sollte dies den in die Erde eindringenden Geist symbolisieren, der sich wie das alte Holz im Boden verwurzelt? Oder wollten die Choreographen zum Ausdruck bringen, dass Zeit in der spirituellen „Taeguk“ Anordnung des FuXi keine Rolle spielt und somit die Wirkung durchaus vor der Ursache stehen kann? Da die acht Taegukformen des Taekwondo die polare, spirituelle Abfolge darstellen, wäre das immerhin nachvollziehbar, jedoch reine Spekulation, da die seit 1969 im südkoreanischen Taekwondo sich an den Urformen des IGING orientieren und gleichzeitig den Schwierigkeitsgrad bis zum Schwarzgurt (Dan) steigern sollten! Unabhängig vom tatsächlichen Gedankengut der Formengestalter, kann ich allgemein gültig festhalten: Die Taeguk Oh-Jang, welche für den sanft eindringenden Wind steht, überträgt ihren kraftvollen Yang-Geist in die schwache Um (Jin) Materie. In SUN übernimmt unser Geist, mit universeller Unterstützung, die Führung über die Materie und betritt eine neue Bewusstseinsebene! (uw)