Kennt Ihr das auch? Kaum ist der Urlaub zu Ende und schon ist es Herbst. 2024 war es noch schlimmer! Wir kommen aus dem Urlaub zurück, gehen in den Supermarkt und plötzlich stehen da Lebkuchen, Spekulatius und Glühwein im Regal. Es war gerade noch September, die Sonne kitzelte auf der Haut, die Füße badeten im Meer und schon soll das Jahr vorbei sein? Also ich komme da nicht mit!
Zugegeben Pfefferkuchen das ganze Jahr über genießen zu können, klingt für die einen wie ein Traum, bei anderen stößt es auf Ablehnung. Es gibt Online-Shops wie Amazon oder spezialisierte Backwarenhändler, die haben oft solche spezielle Backmischungen auf Lager. Auch Reformhäuser oder spezialisierte Gewürzhändler könnten eine gute Quelle sein. Möglicherweise wird man auch bei internationalen Lebensmittelhändlern oder in größeren Supermärkten fündig! Eines davon ist ein Online-Händler für Schwedische Waren, in dem wir diese Backmischung gefunden haben (siehe Bild).
Schauen wir uns doch mal nach landestypischen Spezialitäten um: Dabei finden wir eine Fertigbackmischung für Kuchen mit Pfefferkuchengeschmack. Wie ich herausgefunden habe, gibt es diese Backmischung in Schweden auch das ganze Jahr über im Geschäft zu kaufen, so wie es bei uns nun mittlerweile ganzjährig bunte Ostereier gibt. Was soll ich sagen, wir haben es bestellt und unter anderem diese Kuchenbackmischung ausprobiert. Wie es schmeckt? Naja, wie Pfefferkuchen eben, nur ohne Oblate und Schokoladenüberzug. Irgendwie muss man sich darauf einstellen und auch mal gewohnte Wege verlassen, oder?
Die Dänen sind ja bekannt für Eis aus Lakritze, bei den Norweger gibt es Waffeln mit Schimmelkäse oder Wurst und Schweden kennt man von dem berühmten Einrichtungshaus IKEA. Das sind die mit dem Köttbullar mit Preiselbeeren und schwedischem Apfelkuchen, gleich neben der Abteilung mit den Kinderspielsachen. So hat jedes Land seine Besonderheiten zu bieten.
Aber was gibt es denn direkt zum Weihnachtsfest zu Essen? Wo sind die Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?
Weihnachten in Nordeuropa ist eine Zeit voller einzigartiger Bräuche und Traditionen, die tief in der Kultur der Region verwurzelt sind. Hier sind einige der interessantesten Bräuche und kulinarischen Besonderheiten aus Norwegen, Schweden und Dänemark:
In Norwegen wird oft ein traditioneller Adventskalender verwendet, bei dem eine Orange mit 24 Nelken bestückt wird. Jeden Tag wird eine Nelke entfernt. Am 13. Dezember wird das Lucia-Fest gefeiert, bei dem Kinder in weißen Gewändern und mit Kerzen durch die dunklen Räume ziehen und traditionelle Weihnachtslieder singen. Der norwegische Weihnachtsgnom Julenisse (oder Nisse) bringt die Geschenke am Heiligabend. Es ist ein kleines, menschenähnliches Wesen aus der skandinavischen Folklore. Julenisser sind bekannt für die roten Mützen und ihre Rolle als Hausgeister, die die Farmen und Häuser beschützen. Sie sind oft freundlich, aber auch manchmal etwas verschmitzt und verlangen dafür, dass sie gut behandelt werden, zum Beispiel eine kleine Ration Brot oder Kekse.
Zu Weihnachten gibt es Ribbe zu essen. Das ist gebratener Schweinebauch, der mit Rot- oder Sauerkraut und Kartoffeln serviert wird. Ein weiteres Gericht ist Lutefisk. Es besteht aus Stockfisch (meist gelaugtem Kabeljau), der besonders zur Weihnachtszeit beliebt ist. Dazu gibt es einen Aquavit, was ein hochprozentiger aromatischer Schnaps, gebrannt aus Getreide oder Kartoffeln und Kümmel ist und nach deftigen Mahlzeiten gereicht wird.
In Schweden bringt der „Jultomte“ an Heiligabend (24. Dezember) die Geschenke. Der Jultomte ähnelt dem traditionellen Weihnachtsmann, hat aber in Schweden auch Wurzeln in den alten Sagen über Wichtel (Tomte), die auf Bauernhöfen lebten und die Menschen beschützten. Der Julbock ist eine Ziegenfigur, die aus Stroh besteht und tiefere Wurzeln in der nordischen Mythologie hat. Er spielte früher eine Rolle in den heidnischen Winterbräuchen und brachte bis ins 19. Jahrhundert hinein die Weihnachtsgeschenke, bevor der Weihnachtsmann diese Rolle übernahm. Heute ist der Julbock als Dekoration weit verbreitet, die oft als kleine Strohziege in vielen schwedischen Haushalten während der Weihnachtszeit aufgestellt wird.
Ein Julbord ist ein schwedisches Weihnachtsbuffet, das eine Vielzahl traditioneller Gerichte umfasst und häufig in der Adventszeit sowie am Weihnachtstag selbst serviert wird. Es ist reich an kulinarischen Highlights und symbolisiert Geselligkeit und Festlichkeit. Typische Bestandteile eines Julbords sind: Köttbullar (Fleischbällchen), Gravlax (gebeizter Lachs), Julskinka (Weihnachtsschinken), Sill (eingelegter Hering), Rödbetssallad (Rote-Bete-Salat), Janssons frestelse (eine Art Kartoffelauflauf), Prinskorv (kleine Würstchen), Knäckebrot und verschiedene Käsesorten. Dazu gehört auch eine Vielzahl von Getränken, darunter der traditionelle schwedische Glögg (gewürzter Wein) und Aquavit.
Nach Weihnachten endet in Schweden die festliche Saison mit dem „Tjugondag Knut“ am 13. Januar. An diesem Tag wird traditionell der Weihnachtsbaum entfernt und die Dekorationen werden abgenommen. Dieser Brauch ist bekannt als „Julgransplundring“ (Weihnachtsbaumplünderung). Ihr erinnert Euch an die humorvolle IKEA-Werbung? Aber bitte nicht schwungvoll den Weihnachtsbaum aus dem Fenster werfen – nicht nachmachen!
Die Dänen legen viel Wert auf „Hygge“, das Gefühl von Gemütlichkeit, Wohlbefinden und Geselligkeit, was in der Weihnachtszeit besonders zum Ausdruck kommt. Dafür gibt es in Dänemark viele festliche Weihnachtsmärkte, die mit Lichtern und Dekorationen geschmückt sind und für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.
Ein traditionelle Weihnachtsessen besteht oft aus Ente mit Rotkohl und Kartoffeln, Leberpastete (Leverpostej) auf Knäckebrot oder Lachs. Zu Trinken gibt es Glögg oder Juleøl (Weihnachtsbier). Dieses Bier ist oft dunkler, malziger und würziger als reguläres Bier und hat typischerweise einen höheren Alkoholgehalt. Vom festlichen Essen über das Singen und Tanzen um den Weihnachtsbaum bis hin zu den lustigen Traditionen mit den Julenissern und dem Risalamande-Dessert (Dessert aus Reisbrei mit Mandeln und Kirschsoße) bietet die dänische Weihnachtszeit eine einzigartige Mischung aus familiären Bräuchen, gemütlicher Atmosphäre und festlicher Freude.
Und wie feiert Deutschland Weihnachten? Bei uns gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen oder Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen zu essen. Christstollen und Pfefferkuchen sind Naschereien zwischendurch oder zum Nachmittag, wer will kann einen Glühwein trinken. Christstollen, auch bekannt als Weihnachtsstollen, ist ein traditionelles deutsches Weihnachtsgebäck und hat eine lange Geschichte, die über 700 Jahre zurückreicht. Ursprünglich war er eine Fastenspeise in Klöstern während der Adventszeit und bestand nur aus Mehl, Wasser und Hefe. Im Laufe der Zeit wurde das Rezept verfeinert und um Zutaten wie Butter, Rosinen, Mandeln, Zitronat und Orangeat erweitert. Die Trockenfrüchte und Nüsse kann man auch in Rum einweichen, um dem Stollen ein besonderes Aroma zu verleihen. Das muss ich unbedingt einmal probieren und verstehe jetzt auch den Spruch: „Backen macht glücklich!“.
Aber warum wird der Stollen nach dem Backen mit einer dicken Schicht Puderzucker bestreut? Der Puderzucker soll das in Windeln gewickelte Christkind darstellen. Diese Symbolik erinnert an die Geburt Jesu und ist tief in der Tradition des Christstollens verwurzelt. Sie verleiht dem Gebäck eine besondere Bedeutung zur Weihnachtszeit.
Auch die reichhaltigen Zutaten wie Trockenfrüchte, Nüsse und Gewürze repräsentieren die Gaben der Heiligen Drei Könige. Das Teilen des Christstollens ist ein Ausdruck von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Es ist eine Tradition, die Familien und Freunde zusammenbringt und die festliche Stimmung verstärkt. Dazu vermitteln Kerzenlicht, Nadelduft und glitzernde Weihnachtsdekoration ein behagliches Gefühl zur Weihnachtszeit.
Die Weihnachtsbräuche in Deutschland und Skandinavien (insbesondere in Ländern wie Schweden, Norwegen und Dänemark) weisen viele Gemeinsamkeiten auf, die durch kulturelle, historische und religiöse Einflüsse geprägt sind. Adventszeit, Weihnachtsbaum, Weihnachtsmärkte, Lieder und andere Weihnachtsrituale verbinden uns miteinander. Aber nicht nur diese. Weihnachten ist eine Zeit, die viele Menschen weltweit verbindet, unabhängig von ihrer Kultur, Religion oder geografischen Lage. Es ist ein zentrales Element in der Familien zusammen kommen und Nächstenliebe praktiziert wird. Weihnachten wird oft als Anlass gesehen, über globale Konflikte nachzudenken und den Wunsch nach Frieden in der Welt zu bekräftigen.
Ich hoffe Sie hatten alle eine besinnliche Weihnachtszeit und ich wünschte, dass wir uns auch in der Zeit zwischen Neujahr und dem nächsten Weihnachten gegenseitig wertschätzen und respektieren - eben nicht nur zu Weihnachten.